Reinigung und Revitalisierung des Stoffwechsels
Heilkräuter sind unsere Urmedizin und das Wissen um ihre Wirkungen reicht bis zu den Anfängen der Menschheit zurück. Kaum ein anderes Heilverfahren hat einen so großen traditionellen Erfahrungsschatz wie die Pflanzenheilkunde, die es auf allen Kontinenten und in allen Kulturen gibt. In der Steinzeit waren Pflanzen zunächst die einzige verfügbare Medizin und wurden auf Grund von Erprobungen, Beobachtungen sowie daraus folgenden Erfahrungen angewendet. Diese ursprünglichen Kenntnisse der Naturmedizin bestätigten später Gelehrte und Heilkundige wie Hippokrates und Dioskurides in der griechischen und römischen Antike. Im Mittelalter erweiterten dann Naturärzte wie Lonicerus und Paracelsus sowie Hildegard von Bingen dieses Wissen ganz wesentlich. Pfarrer Sebastian Kneipp, Maria Treben und der Kräuterpfarrer Johann Künzle sorgten in den letzten 100 Jahren dafür, dass die Pflanzenmedizin wieder bekannter und zunehmend beliebter wurde.
Die Brennnessel ist eine der ersten Grünpflanzen im Frühling und für die Anwendung in Frühjahrskuren zur Entschlackung sehr beliebt, als Salat oder Gemüse ist sie auch in der Küche zu finden. Eine anerkannte medizinische Hauptindikation der Brennnesselblätter ist die Anwendung zur Durchspülung der ableitenden Harnorgane bei entzündlichen Erkrankungen. Die Brennnesselwurzel dagegen wird als Tee oder Extrakt (in Fertigpräparaten) zur therapiebegleitenden Behandlung bei gutartigen Prostataerkrankungen eingesetzt. Von der Brennnessel sind homöopathische Präparate, Fertigarzneimittel, Tees oder Zubereitungen mit getrockneten Pflanzenteilen und Frischpflanzensäfte erhältlich. Schon seit Jahrtausenden wird die Brennnessel (Urtica dioica L. – große Brennnessel und Urtica urens L. kleine Brennnessel) als Heilpflanze geschätzt. Paracelsus lobte ihre leberschützende Wirkung und Hildegard von Bingen die magenreinigende Eigenschaft von Urtica urens. Bis heute hat die Brennnessel einen festen Platz in der Phytotherapie.
Achtung: Bei einer Herz- oder Nierenschwäche darf keine Anwendung der Brennnessel erfolgen, die harntreibende Wirkung kann die geschwächten Organe zu stark belasten. Beim Auftreten von allergischen Reaktionen ist die Anwendung sofort zu beenden.
Als Pionierpflanze ist die Brennnessel weltweit in gemäßigten Zonen verbreitet, sie gedeiht an Garten- und Wegrändern, Unkrautfluren und vielen anderen Standorten. Die große Brennnessel wird bis 150 cm groß, die kleine Brennnessel bis 50 cm. Ihre Blätter sind mit Brennhaaren überzogen, diese langen und spröden Röhren sind unter anderem mit Ameisensäure gefüllt. Bei Berührung knicken die Brennhaare ab und befördern dadurch Substanzen in die Haut, die Schmerzen und Schwellungen auslösen. Als Inhaltsstoffe finden sich in den Blättern 1 – 2 % Flavonoide, 1 – 4 % zum Teil wasserlösliche Silikate, Sitosterol und Fette, in den Brennhaaren kleine Mengen an Acetylcholin, Serotonin und Ameisensäure.
Die Anwendungen
Im Frühjahr sind die Bedingungen für eine Entschlackungskur ideal. Die blutreinigende, entwässernde Wirkung der Brennnessel regt den Stoffwechsel an und hilft bei der Entgiftung und Entschlackung. Das frische Grün der jungen Blätter unterstützt den – vom Winter oft noch trägen – Stoffwechsel. In der Homöopathie wird Urtica urens (die kleine Brennnessel) bei nesselsuchtartigen Ausschlägen, Gicht und Nierenleiden verwendet. Brennnesselspiritus eignet sich äußerlich für Einreibungen und findet sich in Haarwässern. Als Frischpflanzensaft kommt die Brennnessel während einer Frühlingskur zur Belebung des Stoffwechsels zum Einsatz. Ihre jungen Blätter eignen sich als Beigabe zu Salaten oder gedünstet als so genannter Brennnesselspinat.
Die Teezubereitung
3 – 4 TL Brennnesselblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und 2 bis 3-mal täglich eine Tasse frischen Tee trinken. Nach Belieben den warmen und nicht mehr heißen Tee mit etwas Honig süßen. Die Anwendung als Teekur erfolgt meist über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen. Bei Gicht, Rheuma oder Gelenkschmerzen ist mehrmals jährlich eine Kur mit Brennnesseltee zu empfehlen. Diese wirkt sich positiv auf den Organismus und Stoffwechsel aus.
Brennnesselsaft selbst herstellen
In der Natur- und Pflanzenheilkunde ist der kurmäßige Verzehr von Brennnesselsaft traditionell sehr bewährt. Zur Herstellung werden junge und saftige Brennnesseln verwendet. Beim Sammeln ist darauf zu achten, dass die Pflanzen in sauberer Natur wachsen. Blühende Pflanzen oder mit Samenständen versehene sind ungeeignet. Für die Zubereitung geben Sie einfach junge Brennnesseln (mit Blättern und Stämmen) in einen Mixer zum Zerkleinern. Danach wird das leicht flüssige Mus durch ein feines Sieb oder ein sauberes Tuch geseiht und der Brennnesselsaft frisch getrunken.
Gedicht zur Brennnessel
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1809-1894)
Brennnessel, verkanntes Kräutlein, Dich muss ich preisen,
dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde.
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande.
Nimm´s hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur,
Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!